Ich werde meine Antwort bereuen, da bin ich mir ziemlich sicher.
*seufz*
Aber egal. Taking one for the team. Ich nehm das jetzt mal als Diskussionsgrundlage, obwohl ich den massiven Verdacht habe, dass es nur um klassisches Dampfablassen geht.
Erstens: Ich finde es gut, dass sie sich auf Bourdieu beziehen - in meinen Augen einer der wichtigsten Soziologen überhaupt, der wirklich grundlegende Arbeit geleistet hat. Klar, inzwischen ist es etwas überholt, er krankte an seiner Fokussierung auf Frankreich, und Intersektionalität war zu seiner Zeit eh noch kein Thema. Aber trotzdem. Freud und Jung sind ja inzwischen auch längst überholt, ab und zu sollte man sie sich trotzdem mal anschauen.
Zweitens: Natürlich ist Klassismus ein Ding. Schon immer gewesen. Neben Sexismus und Rassismus (die in dem Text übrigens auch erwähnt werden) eins der größten Felder, auf dem diskriminiert wird. Wüsste jetzt nicht, warum das im akademischen Umfeld anders sein sollte als bei anderen Gruppen. Fängt ja schon ganz früh an: Klein-Kevin wird anders bewertet als Klein-Maximilian ...
Drittens: Ich find den Ansatz mit dem Losverfahren nett. Aber ob das in der Praxis so umsetzbar ist ... fraglich. Hab ja eh oft genug gesehen, wie Stellenausschreibungen genau so formuliert wurden, dass es nur auf eine Person zutrifft, die natürlich schon im vornherein feststand. Da lässt es sich leicht sagen "Aber er/sie ist halt am besten qualifiziert!" Naja, um sowas müssen sich halt Gleichstellungsbeauftragte kümmern, dafür sind sie schließlich da.
Viertens: Wall of text, iiiiiiih. Ohne Grafiken, ohne Tabellen, ohne Zahlen, ohne gar nix.
Allerdings versteh ich zu wenig von Soziologie und vor allem zu wenig von Hochschulpolitik, um eine wirkliche Meinung zur Berufung von Professoren zu haben. Das überlasse ich mal lieber den Leuten, die sich damit auskennen.
Ich mein ... ist 56% wirklich so eine gute Rücklaufquote, wie sie sagen? Ist es wirklich repräsentativ, auch wenn sie sich nur drei Bundesländer angeschaut haben - davon auch noch alle in den alten Bundesländern? Wie sahen die Fragebögen aus, die sie genutzt haben? Gutes Fragebogendesign ist eine hohe Kunst, mit der ich persönlich ja komplett überfordert bin.
Schattenwurf hat geschrieben: ↑Mittwoch 13. November 2019, 21:56
Mit Fähigkeiten ist das nicht so leicht. ^^
Halb-d'accord.
Klar kenn ich das, wenn Student*innen im Labor alteingesessenen und mit allen Wassern gewaschenen Laborant*innen erzählen wollen, wo der Hase langläuft. Da denk ich mir auch "Kinners, lernt erstmal, Agarplatten im Akkord zu gießen und einen Giftschrank zu organisieren, dann reden wir weiter."
Andersherum kenn ich es aber auch, dass die praxisnäheren Leute einem Sachen erzählen wollen, die schlicht und ergreifend falsch oder veraltet sind, und trotzdem stur auf ihrer Meinung beharren, weil sie ja schließlich "Erfahrung" haben, was oft leider eher Selbstüberschätzung ist. Beide Seiten nehmen sich in der Hinsicht nix.
Und, ja, es ist eine Gratwanderung. Ich will ja nicht zu viel privates hier droppen, aber, glaubts mir einfach, ich hatte bis jetzt sicher mehr Dreck unter den Fingernägeln als viele andere.